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Der in New York lebende Saxophonist Dennis Brandner konnte sich in den letzten Jahren einen Ruf als Musiker mit außerordentlicher technischer Raffinesse, einem kreativen Zugang zu Komposition sowie als Improvisator mit lyrischem und dennoch aufregendem Inhalt aufbauen. Der international renommierte Jazz-Saxophonist Walt Weiskopf, der auch seit vielen Jahren für die Band Steely Dan tätig ist, beschreibt Dennis als „ … einen äußerst talentierten Jazzmusiker. Er spielt mit einem vollen, runden Ton und erzeugt dabei aufregende melodische Bögen. Dennis hat das Zeug dazu, es im Musikgeschäft weit zu bringen“.

Eines seiner europäischen Projekte ist das neue Trio Invisible Ink mit dem Bassisten Philipp Kienberger und Schlagzeuger Hubert Bründlmayer. Das erste Album – “Invisible Ink Live at Radiokulturhaus Vienna” ist ein Livemitschnitt und wurde Anfang Februar 2022 veröffentlicht. In diesem Format, das bewusst auf ein Harmonieinstrument verzichtet, versuchen die drei Musiker einen möglichst natürlichen Zugang zu etablieren und damit an „Spielen“ im wahrsten Sinne des Wortes zu erinnern. Ein Hauptaugenmerk liegt dabei auf progressiven Eigenkompositionen wobei oft eine Atmosphäre erzeugt wird, die durchaus an eine Unterhaltung – nur eben im musikalischen Sinn – erinnern kann. Als Resultat werden den einzelnen Musikern auch Rollen zugewiesen, welche des Öfteren von traditionellen Konzepten abweichen.

Ein weiteres Ensemble, in dem Dennis mitwirkt, ist das elektro-akustische Trio Still Head mit Roman Rofalski (piano/synthesizer) und Felix Schlarmann (drums/percussion). Still Head’s Musik bewegt sich im weitesten Sinne auf Ebene des Contemporary Jazz. Jedoch sind die Einflüsse so vielfältig wie die Lebensmittelpunkte: die Jazz Szene New Yorks hinterlässt ebenso ihre Spuren in den Kompositionen wie die jüngsten Entwicklungen Europäischer Elektronischer Musik. Generell sollen die Besonderheiten und Möglichkeiten der Kombination von akustischen und elektronischen Instrumenten hervorgehoben werden. Breitgefächerte Dynamik, der offene Umgang mit Formen und unterschiedlichste Sound-Konzepte bilden den roten Faden. 

Dennis Brandner hat als Sideman mehrere Alben aufgenommen, unter anderem auch für das Label Barnette Records. “Distance”, eingespielt von der Formation Dyadhop, wurde 2015 veröffentlicht und beinhaltet mehrere Eigenkompositionen. Die Veröffentlichung seines ersten Albums als Leader – “Dawn Betrayed” wird 2023 erfolgen, und wurde mit Vitor Gonçalves, Jakob Dreyer, Raphäel Pannier, und Special Guest Alon Albagli (Dadalon) aufgenommen. Im Laufe seiner Karriere hatte Dennis bereits die Chance mit erstklassigen Musikern im Jazzbereich aufzutreten wie zum Beispiel mit Keyboard-Legende Joe Zawinul und Saxophonist Don Menza, aber auch dem New York Jazzharmonic Orchestra, Craig Harris, Franz Hackl und Adam Holzman. Konzerte in Europa bestreitet er oft mit den erstklassigen Pianisten Rob Bargad (Jimmy Cobb’s Mob/ Nat Adderley) und Karen Asatrian (Armenian Spirit), Schlagzeuger Klemens Marktl (Fresh Sound) sowie seinem früheren Lehrer Michael Erian. In New York konnte Dennis die Bühnen des renommierten Jazz Clubs Sweet Basil, der Aaron Davis Hall, des National Jazz Museum in Harlem und des New York Symphony Space bespielen. Seit 2017 komponierte er mehrfach Kommissionswerke, darunter “Perpetual Reversal” und “The Spread” für das Outreach Saxophonquartett des internationalen Outreach Jazz Festivals in Schwaz in Tirol, “NYC – This is Us” für das Österreichische Kulturforum New York und das Streichquartett “Auburn, Gold” für Composers Concordance New York.

In seiner Heimatstadt Wolfsberg (Österreich) sammelte Dennis bereits in jungen Jahren erste Erfahrungen auf der Bühne. Er spielte in der lokalen Big Band, in der er häufig als Solist agierte, und anderen kleinen Combos, was ihm zahlreiche Auftrittsmöglichkeiten bescherte. Bald ermutigte ihn sein Lehrer Musik als Beruf in Erwägung zu ziehen, woraufhin Dennis im Alter von 15 Jahren am Kärntner Landeskonservatorium inskribierte. Dort angekommen war es ihm möglich seine musikalischen Fähigkeiten weiter auszubauen, und er organisierte mit seiner Band bald die wöchentlichen Jam Sessions des Clubs Kamot. Nichtsdestotrotz zog es ihn, beeindruckt von mehreren Begegnungen mit internationalen Musikern, nach New York: „Ich habe vieles von meinen Mentoren in Österreich gelernt – trotzdem wurde der Wunsch näher an die Quelle des Geschehens zu rücken immer größer. Ich wollte Jazz von seiner authentischsten Seite hören und mit neuen Leuten spielen. Deswegen war der Umzug nach New York eine logische Folge“. Nachdem ihm Ende 2008 von der New School for Jazz and Contemporary Music ein großzügiges Stipendium zur Verfügung gestellt worden war, begann Dennis sein Bachelor Studium. In den nächsten drei Jahren versuchte er aktiv am Geschehen in der Session Szene in New York teilzunehmen und konnte durch den regen Austausch an Ideen mit anderen Musikern wertvolle Erfahrungen sammeln.

Im Frühling 2013 begann Dennis sein Master Studium am City College of New York, das er im Februar 2015 abschloss. Diese Periode beeinflusste sein Konzept von Stilistik, Musiktheorie, Analyse und einem individuellen Zugang zu Komposition enorm. Seine Leistungen führten zu einer Anstellung als Saxophon und Ensemble Lehrer sowie für Jazz Theorie und Improvisation am City College – eine Position, die er nach wie vor hält. Während seiner Studienzeit hatte Dennis die Möglichkeit bei einer Vielzahl an Jazzgrößen Unterricht zu nehmen. Diese beinhalteten Reggie Workman, Andrew Cyrille, Mark Turner, Chris Cheek, Steve Wilson, Walt Weiskopf und Seamus Blake. In Bezug auf die gewonnen Eindrücke bemerkt Dennis: „Das Wissen und die Erfahrung, die diese unglaublichen Musiker gewillt waren mit mir zu teilen, stellen immer noch eine Quelle der Inspiration dar und ich bin ihnen zu tiefstem Dank verpflichtet. Der Austausch mit ihnen verhalf mir zu einer Vorstellung wie meine eigene Musik klingen könnte, und natürlich brachte es auch eine Verbesserung als Musiker im Gesamten mit sich“.

Generell ist es Dennis ein Anliegen, den in die Musik verstrickten Prozess hörbar zu machen: „Jede Aufnahme hat auf die eine oder andere Weise ihre Wichtigkeit, unabhängig davon wie erfolgreich sie ist. Die stete Kultivierung von künstlerischen Entscheidungen und auch notwendigem Handwerk hat mich immer fasziniert. Jede Komposition die man probt, spielt und schlussendlich aufnimmt ist Teil dieser Entwicklung“.